Warum „Stuttgart 21“ nicht kommen darf

Warum Stuttgart 21 nicht kommen darf!

Argumentensammlung in 12 Thesen
von Jürgen Schwab/Stand 20.Oktober 2011

Inhalt:
I. Vorbemerkung
II. 12 Thesen
III. Nachdenkliches
IV. Fazit, Kompromißlinien und guter Rat
V. Nachwort zur Volksabstimmung am 27.11.2011

I. Vorbemerkung.
„Stuttgart 21 ist nicht das best geplante und kalkulierte Bahnprojekt, sondern ein
falsches Konzept für die Region Stuttgart, mit entscheidenden Nachteilen, großen
Risiken und immenser Geldverschwendung“.
Einst drohte der ehemalige CDU-Ministerpräsident Filbinger, das Licht würde ausgehen, falls es nicht zum Bau des Atomkraftwerks Wyhl käme. Was erreichte er damit? Etwas für ihn völlig Unerwartetes wurde geboren, nämlich die neue Partei der „Grünen“. Das was Filbinger eigentlich bezweckte, die Durchsetzung des Atomkraftwerkes Wyhl, mißlang ihm gründlich. Wiederholt sich die Geschichte rund 30 Jahre später?
Der vorerst letzte Ministerpräsident der CDU, Stefan Mappus, versuchte buchstäblich mit aller Gewalt das Projekt Stuttgart 21 durchzudrücken (wir erinnern uns an den Polizeieinsatz vom 30.9.2010 im Mittleren Schloßgarten, bekannt als „schwarzer Donnerstag“). Gleichzeitig betrieb Stefan Mappus in vorderster Front eine Laufzeitverlängerung der Atomkraftwerke. Das Ergebnis dieser Politik hat
europaweit Aufsehen erregt: die durch Wyhl entstandenen Grünen werden stärkste Regierungspartei, ein grüner Ministerpräsident in Baden-Württemberg wurde am 12. Mai 2011 gewählt, aber die Laufzeitverlängerung der AKWs ist vom Tisch. Stuttgart 21 ist womöglich dem Friedhof für ungeliebte Großprojekte wie Kalkar, Wackersdorf, Wyhl oder Transrapid sehr nahe gekommen.
Warum S 21 hoffentlich doch noch kippt und weshalb es auf gar keinen Fall gebaut werden darf, soll die folgende Argumentensammlung aufzeigen. Diese Zusammenstellung entstand -unabhängig vom Aktionsbündnis gegen Stuttgart 21- durch die Lektüre von Fachzeitschriften und Fachliteratur, aber auch durch intensive Gespräche mit aktiven und ehemaligen Mitarbeitern der Deutschen Bahn, die den Betrieb von innen heraus kennen und schließlich durch eigene, fachübergreifende Überlegungen des Verfassers.

Die hier zusammengestellten Fakten unterstützen das Aktionsbündnis gegen Stuttgart 21, das sich unschätzbare Verdienste für die Aufklärung einer durch steuergeldfinanzierte Propaganda verunsicherten Öffentlichkeit erworben hat.
Vorab die vier wichtigsten Argumente dieses Papiers gegen Stuttgart 21 in Kürze.

a) Der sogenannte integrale Taktfahrplan, der Fahrplan der Zukunft, wird durch S 21 unmöglich, würde aber zwanglos bereits im unrenovierten Kopfbahnhof funktionieren. (Vgl. dazu die geniale Untersuchung „…Nullknoten ist möglich“… von Professor Dr.Wolfgang Hesse, München, publiziert in der „Eisenbahn Revue international“ 3/2011) Durch Stuttgart 21 werden wir also abgehängt, nicht jedoch durch die Beibehaltung des Kopfbahnhofes. Es ist demnach genau andersherum, wie die ständigen Beteuerungen von CDU/FDP/SPD und IHK suggerieren, denn der Fernverkehr in Form von TGV und ICE fährt den Stuttgarter Bahnhof immer an, egal ob Durchgangs- oder Kopfbahnhof: gestern, heute und
morgen.

b) Der geplante Tiefbahnhof wird 270% der Strommenge verbrauchen gegenüber dem jetzigen größeren Kopfbahnhof. Diese Energieverschwendung ist nach Fukushima als absolutes k.o. Kriterium zu werten!

c) Das weitgehend kriegszerstörte Stuttgart verlöre mit dem zerschnittenen Schloßgarten und den vernichteten Baudenkmalen weitere entscheidende historische Bezugspunkte.

d) Die für Stuttgart 21 eingesetzten finanziellen Mitteln übersteigen jedes rationale Maß. Würde man mit demselben Standard das gesamte deutsche Bahnnetz renovieren wollen, wäre der absolute Staatsbankrott die unweigerliche Folge. Gleichzeitig verschlechtert Stuttgart 21 den Großknoten Stuttgart in signifikanter Weise. Es verkürzen sich zwar einige Fahrzeiten; viele aber werden deutlich länger. Vor allem die Umsteigezeiten werden durch Stuttgart 21 wesentlich ungünstiger. Die Vernichtung großer Teile der vorhandenen Bahninfrastruktur zugunsten einer nur noch 8-gleisigen U-Haltestelle nimmt
dem Bahnknoten Stuttgart jedes Entwicklungspotenzial für die Zukunft. Gleichzeitig erzeugt Stuttgart 21 ein verspätungsanfälliges Nadelöhr. Diese Meinung vertritt sogar eine Bundesbehörde, das Bundesumweltamt.

Ich möchte in meinem Papier nicht alle Argumente gegen Stuttgart 21 nennen, die Broschüre „K 21, die Alternative zu Stuttgart 21“ des Aktionsbündnisses bietet eine umfassendere Dokumentation zu allen entscheidenden Themenbereichen (Fahrplan, Mineralwasser, Architektur, Demokratie, usw.). Vorliegendes Papier betont einige Facetten besonders bzw. arbeitet zusätzliche wesentliche Punkte heraus.
Im einzelnen werden 12 Thesen aufgestellt:

1. Wir werden durch S 21 abgehängt, weil der Fahrplan der Zukunft, der „Deutschlandtakt“
durch S 21 ausgeschlossen ist!

2. Der Service der Bahn und die Qualität des Fern-, Nah- und Regionalverkehrs leiden durch Stuttgart 21.

3. Die deutsche Variante des Hochgeschwindigkeitsverkehrs ist extrem energiefressend und mithin umweltfeindlich.

4. Stuttgart 21 wirkt als unbewußtes oder bewußtes Hemmnis gegen private Wettbewerber der Deutschen Bahn.

5. Stuttgart 21 wirkt sich zumindest in der Bauphase negativ auf die Stuttgarter Straßenbahnen aus.

6. Stuttgart 21 verschlechtert massiv die gesamte Zulaufstreckensituation in der Region.

7. Die Bahnhofsgestaltung bei Stuttgart 21 hat negative Konsequenzen für den Betrieb und für viele Verbindungen in die Peripherie des Landes.

8. Es gibt keine Kostenwahrheit bei Stuttgart 21/Beispiel S 60.

9. Die Entscheidungszeiträume bei Stuttgart 21 waren bewußt kurz bemessen, um das Projekt möglichst geräuschlos durchzudrücken.

10. Die sogenannte Flughafenanbindung bei Stuttgart 21 ist als durchsichtige Propaganda zu werten.

11. In anderen Ländern werden große Kopfbahnhöfe renoviert und allenfalls durch zusätzliche kleine Tiefbahnhöfe ergänzt.

12. Die durch die IGA 1993 geschaffene Vernetzung der Stuttgarter Parks wird durch Stuttgart 21 konterkariert.

Das gesamte Thesenpapier finden Sie hier:

Thesen zu „Stuttgart 21“